Die Geschichte der Seife

Waschaktive Substanzen

Seifen sind waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside. Chemisch gesehen sind sie Alkalisalze höherer Fettsäuren, hergestellt aus pflanzlichen oder tierischen Fetten, die mit Natronlauge „verseift“ aufgespalten werden. Sie werden heutzutage hauptsächlich zur Körperreinigung verwendet. Als Waschmittel von Stoffen und Textilien hat die Seife an Bedeutung verloren, da sich beim Waschprozess unlösliche Rückstände (Kalkseifen) bilden.

 

Die erste Seife wurde schon vor über 6.500 Jahren erfunden

Schon seit Jahrtausenden benutzen Menschen Seife. Bereits ca. 4.500 v. Chr. entwickelten die Sumerer eine Vorform, die aus Pottasche und Ölen hergestellt wurde. Um an die benötigte Pflanzenasche zu kommen, verbrannten die Sumerer Tannenzapfen oder Dattelpalmen. Sie übersahen jedoch den reinigenden Effekt und verwendeten das Gemisch als Heilmittel. Die Ägypter und Griechen (ca. 2.700 – 2.200 v. Chr.) dürften eine ähnliche Anleitung zur Herstellung von Seife verwendet haben. Erst die Germanen und Gallier entdeckten die Seife als „dekoratives Kosmetikum“. Sie verwendeten die aus Ziegen-, Rinder- oder Hirschtalg hergestellte Seife als Bleichmittel für die Haare oder frisierten sich mit einer Art Seifen-Pomade; Bräuche, die von den Römern gerne übernommen wurden.

 

Von der Badekultur bis zur Trockenwäsche

Trotz ihrer hoch entwickelten Badekultur verwendeten die Römer die Seife zur Körperreinigung erst ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. In der weiteren Entwicklung der Seifensiederkunst zeigten sich die Araber im 7. Jahrhundert als sehr einfallsreich: Sie verkochten erstmals Öl und Lauge unter Einsatz von gebranntem Kalk miteinander und gewannen dadurch besonders feste Seifen, die in ihrer Konsistenz mit der heutigen vergleichbar ist. Dieses Wissen verbreitete sich schnell in Europa. Die meist parfümierten Luxusseifen waren zunächst nur dem reichen Adel vorbehalten.

Nach und nach entwickelte sich eine Badekultur mit öffentlichen Badehäusern, die auch dem Bürgertum und der ärmeren Bevölkerung zugänglich waren. Dieser Badekultur setzten Pest und Syphilis jedoch im 14. Jahrhundert ein jähes Ende. 25% der europäischen Bevölkerung fielen der großen Pestepidemie 1347 bis 1351 zum Opfer. Im Mittelalter hütete man sich daher vor Wasser und Seife aufgrund des Irrglaubens, dass Krankheiten überhaupt erst durch die Seife in den Körper gelangen. Die Bevölkerung erreichte damit genau das Gegenteil, denn Seuchen wie Pest und Cholera breiteten sich immer weiter aus. Im 16. und 17. Jahrhundert galt deshalb die Trockenwäsche als chic – ganz ohne Seife und Wasser, sondern mit Tüchern, Parfüm und Puder. In Adelskreisen setzte man ganz auf diese Art der Körperpflege, weshalb sich Keime, Läuse und Flöhe ungehindert ausbreiten konnten.

 

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Waschen wird modern

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein vertraten die Ärzte in Europa die Meinung, dass Wasser und Luft dem Körper schade. Das Einpudern der Haut und Kleidung diente als Schutz vor diesen „schädlichen Elementen“. Erst im bürgerlichen 19. Jahrhundert änderte sich die Einstellung und man ging dazu über, den Körper regelmäßig zu waschen und von unangenehmen Gerüchen zu befreien. Waschen wurde modern. Doch während des Krieges im 20. Jahrhundert war die Rohstoffversorgung so knapp, dass es nicht genug Öle und Fette zur Seifenerzeugung gab. Erst nach Ende des Ersten Weltkrieges in den 20er Jahren war es möglich, durch die industrielle Produktion die Seife als Massenartikel herzustellen. Es wurden billige Fettrohstoffe aus tropischen Ländern importiert und ein preisgünstigeres Herstellverfahren erfunden: Leblanc-, später Solvay-Verfahren.

Heute werden Seifen aus pflanzlichen oder tierischen Fetten hergestellt. Die Hauptbestandteile sind Rohstoffe wie Kokosfett, Olivenöl, Palmöl und tierische Fette wie Talg, Schmalz oder Knochenfett. Diese Fette werden bei der Seifenherstellung zerlegt (Verseifung), indem sie mit einer Lauge gekocht werden. Dieses Verfahren nennt man „Seifensieden“. Die sogenannte Feinseife – oder auch Toilettenseife genannt – wird meist zum Händewaschen verwendet. Sie besteht aus geruchsneutralen Fetten mit pflegenden Zusätzen sowie Parfümen und Farbstoffen. Der Nachteil der alkalischen Seife ist, dass diese nicht nur den vorhandenen Schmutz entfernt, sondern auch den hauteigenen Fettfilm löst, was zu rissiger und rauer Haut führen kann. Sie erzeugt außerdem einen Anstieg des Haut-pH-Wertes und zerstört so den Säureschutzmantel.

 

Revolution des Waschens: „Seife ohne Seife“

Bei starken Ekzemen wurde daher noch bis vor 40 Jahren ein absolutes Waschverbot verordnet. Die Erkenntnis, dass die gesunde Haut leicht sauer ist – pH-Wert 5,5 – und herkömmliche alkalische Seifen den Säureschutzmantel angreifen, brachte Dr. Heinz Maurer darauf, die Zusammensetzung von Seifen grundlegend zu überdenken. Er entwickelte ein seifenfreies Waschstück – abgestimmt auf den pH-Wert 5,5 der gesunden Haut – das auch von Menschen mit empfindlicher Haut bedenkenlos verwendet werden kann. Die sogenannten „Syndets“ sind seifenfreie, waschaktive Substanzen mit einer besonders hautverträglichen Wirkung. Im Gegensatz zur herkömmlichen Seife lassen sich Syndets weitgehend auf jeden gewünschten pH-Wert einstellen. Der Hautsäureschutzmantel wird durch die besonders schonende Reinigung mit leicht sauren Syndets aufrechterhalten und kann somit schädliche Umwelteinflüsse wie Krankheitserreger abwehren.

Bildnachweis: Africa Studio – Fotolia / Textnachweis: sebamed

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