Moschus

Der Moschushirsch – früher Opfer, heute streng geschützt

Ohne Geweih, aber mit bis zu sechs Zentimeter langen, hauerartigen Eckzähnen im Oberkiefer sehen Moschustiere auf den ersten Blick gar nicht aus wie Hirsche. Und tatsächlich nehmen sie eine Sonderstellung ein. Über 20 Millionen Jahre veränderten sie sich kaum und verkörpern einen urtümlichen, von Anfang an erfolgreichen Urtypus der Hirschartigen.

Moschustiere sind ausgesprochene Gebirgsbewohner, die in den Rhododendron-Bergwäldern von Kaschmir und Tibet über Südsibirien bis Korea und der fernöstlichen Insel Sachalin vorkommen. Sie leben in Herden und fressen über 130 verschieden Pflanzenarten, häufig sind sie sogar auf von Bäumen herabhängende Flechten spezialisiert. Sie sind die einzigen Hirsche, die mühelos schräge Bäume bis zu den Kronen ersteigen können und dort Blätter, Zweige und Baumflechten abfressen. Und noch eine Besonderheit: Männliche Moschustiere besitzen eine walnussgroße Drüse vor den Geschlechtsorganen, die einen besonderen Stoff produziert – das sagenumwobene Moschus, begehrter Rohstoff für die asiatische Volksmedizin, legendäres Elixier für teure Parfüme.

Zur Gewinnung des Moschus wird die Brunftdrüse, die bis zu 30 g des von den Weibchen begehrten Lockstoffes enthält, dem erlegten Tier entfernt und getrocknet. Einige der mindestens vier Arten stehen am Rande der Ausrottung. Deshalb gelten sämtliche Moschustierarten in ihren Verbreitungsgebieten – von Russland im Norden bis Vietnam und Indien im Süden – als gefährdet und fallen unter die jeweils nationalen Schutzgesetze. In China werden seit den sechziger Jahren Moschustiere in Farmen gehalten und gezüchtet. Diese Anlagen könnten ein Ausgangspunkt für eine dauerhafte, die Wildpopulationen schonende Gewinnung von Moschus sein.

 

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Moschus als Allheilmittel

Moschus ist seit dem Altertum die am meisten geschätzte tierische Droge, eingesetzt als Heilmittel gegen allerlei Arten von Beschwerden. So verschrieben mittelalterliche Ärzte Moschus bei Geisteskrankheiten und Nervenleiden und als “Bisamäpfel” trug man ihn in Beuteln um den Hals, um sich gegen Pest zu schützen. In China wurde er schon Jahrhunderte vor Christus als Allheilmittel benutzt, welches das Nervensystem und die Schweißsekretion anregt, krampfstillend ist und Puls und Atem beschleunigt. Die Kreuzritter brachten Moschus nach Europa, wo er als Aphrodisiakum bekannt wurde, denn Moschus ist ein Pheromon, das die menschlichen Sexualdrüsen beeinflusst. Marco Polo verwendete Moschus als Zahlungsmittel auf seinen Reisen. Auch der Prophet Mohammed galt als ausgesprochener Liebhaber des Duftes und schätzte ihn sehr.

 

Moschus heute – Produkt der Synthese

In der Parfümindustrie Europas wird heute – im Gegensatz zu den letzten Jahrhunderten – fast nur noch künstlich hergestellter Moschus verwendet. Neben den Duftkomponenten des echten Moschus, hier unterscheidet man im Wesentlichen vier Sorten: den als beste Sorte gebräuchlichen Tonkin-Moschus aus China und Tibet, den Assam- od. Bengal-Moschus aus Indien, den Russischen-Moschus und den preiswerten Bucharischen Moschus, gibt es ca. 1.000 Substanzen, die einen Moschus-ähnlichen Geruch haben. Als Moschus-Ersatz sind davon nur etwa 30 von Bedeutung. Da der Naturstoff selten und teuer ist, werden seit Jahren große Mengen der synthetischen Moschusverbindungen hergestellt, da sie relativ einfach und preiswert produziert werden können. Riechstoffhersteller synthetisieren und mischen Moschus unter sehr viele Parfüms, da es als sogenannter Fixateur gilt. Es sorgt dafür, dass der Duft und seine einzelnen Bestandteile länger auf der Haut haften. Moschus hat die unerreichte Fähigkeit, eine Parfüm-Komposition zu beleben, die Ausstrahlung zu verstärken, zu harmonisieren und abzurunden.

 

Moschus – in der Parfümherstellung unersetzlich

In natürlichem Moschusextrakt und seinen synthetischen Nachbildungen sind zwei Duftelemente vereint: ein animalischer Akkord mit ledrigen, haar- und urinartigen Aspekten und eine strahlend süße Note.  Animalisch – in der Parfümerie ist das die Bezeichnung für die verwendeten Duftnoten der vier Riechstoffe aus dem Tierreich: Moschus, Ambra, Zibet und Castoreum. Ihre Gemeinsamkeiten sind neben außerordentlicher Haftung und Ausstrahlung eine gewisse “Wärme” des Duftcharakters. Die animalischen Duftnoten erinnern an die Wärme des menschlichen Körpers und vermitteln sowohl die Empfindungen der Geborgenheit wie die des sexuellen Reizes. Voraussetzungen für das Auslösen solcher Empfindungen durch Parfüms ist allerdings, dass die animalischen Riechstoffe gekonnt und sparsam eingesetzt werden, denn sobald sie so stark sind, dass man sie bewusst wahrnimmt, wirken sie genauso unangenehm wie zu intensiver Körpergeruch.

Die meisten der synthetischen Riechstoffe, die der Parfümeur als Moschusriechstoffe bezeichnet, besitzen nur eine süße Note. Sie verleihen einer Duftkomposition feine Wärme und Strahlung. Der Ausdruck “Moschusnote” kann beim Parfümeur sowohl diesen zarten Glanz wie auch eine strenge animalische Herbheit bezeichnen. Während Moschus bei der überwiegenden Mehrzahl der Düfte als Begleitnote oder zum Ausklang im Fond eingesetzt wird, gibt es auch spezielle “Musk-Parfüms” die ganz auf die erotische Wirkung und Anziehungskraft auf das andere Geschlecht setzen. Sie werden hauptsächlich am Abend getragen, um ihre Wirkung voll entfalten zu können.

Bildnachweis: Morphart – Fotolia / Textnachweis: beautypress.de

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